Freitag, 2. September 2005
Tag 4: Von der Gamshütte zum Friesenberghaus
Oder: Der Berliner Höhenweg

Nach einem hervorragenden Frühstück (wo sonst bekommt man, wenn man lieb bittet, Spiegeleier auf Speck?) ging es dann relativ zeitig los. Wir hatten ja ein gutes Stück weges vor uns. Die Angaben schwankten zwischen 6-8 und 7-9 h reiner Gehzeit. Außerdem gab es am Beginn des Weges ein Schild mit der Aufschrift: Nur für Geübte! Bergerfahrung, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich! Nunja, geübt waren wir wohl schon ein bisserl und für Trittsicher halte ich mich auch... Das mit der Schwindelfreiheit kommt ganz auf die Stelle an... Inzwischen war ja auch Mittwoch und damit der seit langem angekündigte, schönste Tag der Woche. Nicht verkehrt für das vor uns liegende Wegstück. Am Tag vorher sind den Weg sohl welche gegangen, die sagten: Schöner Weg, aber bei dem Wetter nicht wieder. Nunja, trocken war der Weg am Anfang auch noch nicht an allen stellen, aber das macht ja nischt. Direkt zu Beginn hat man zum Warm werden einen Anstieg von gut 100 Höhenmetern zu bewältigen, der einen am Ende aber mit einem herrlichen Blick in das nächste Tal belohnt.



Dann zieht sich der Weg ein bisserl auf annähernd gleichbleibender Höhe am Berg entlang. Mal 50 m hoch, dann wieder 30 runter... Der Weg ist hier ein schmaler Pfad, der rechts von einer steilen Flanke begrenzt wird, links geht's einfach runter. Man sollte also am Abend vorher nicht zu viel Zirbenschnaps genossen haben und schön ausgeschlafen sein, damit man sich nicht unversehens im Tal wiederfindet. Zwischenzeitlich zogen immer mal wieder niedrig hängende Wolken über unsere Köpfe hinweg, oder sind wir mitten hindurchgelaufen? Ich weiss nicht mehr. Jedenfalls tat sich plötzlich ein Fenster auf, durch das man die gegenüberliegende Bergflanke sehen konnte. Ein herrlicher ausblick, jedoch musste man sich beeilen, wollte man ihn mit dem Fotoapperat festhalten.



Der Weg war im folgenden sehr abwechslungsreich, mal über steile Wiesen, dann wieder über kleinere Geröllfelder oder grobes Blockwerk. Zwischenzeitlich musste man jedoch immer wieder steil ansteigen oder hinunterklettern. Da muss man auch bei nicht so toller Aussicht mal eine Verschnaufopause einlegen.



Nach ca. einem Drittel der Strecke (5km) erreicht man eine kleine Alm, die Feldalpe, die nicht bewirtschaftet ist, aber die erste Möglichkeit zum Abstieg bietet. Hier haben wir dann unsere erste größere Rast gemacht, mit Rucksäcke runter und so.



Nein, dies ist keine Bank, sondern eigentlich die Überstiegshilfe über den Zaun, die auch nciht wirklich sauber war, aber auf jeden Fall angenehmer, als auf dem nassen Boden zu sitzen. Auch hier wurden wir plötzlich wieder von Wolken eingehüllt, die aber offensichtlich nur spielen wollten... Kein Blitz, kein Donner, kein Niederschlag...



Im weiteren Verlauf kommt man dann noch an der Pitenalm vorbei, die im Hochsommer bewirtschaftet sein soll. Hier hatten wir uns auf ein kleines Mittagessen gefreut, wurden jedoch enttäuscht. Niemand da, nur ein paar Ziegen. Die haben dann auch den kommenden Anstieg bevölkert und besch... Naja, matschig war's sowieso zwischendurch immer wieder, denn man muss hier mehrfach einen kleinen Wasserfall queren.



Später trifft man wieder auf grobes Blockwerk, was uns unterschiedlich viel Spaß gemacht hat. Am spannendsten war dann die Stelle als man aus so einem Blockwerk-Feld wieder auf einen Steig kommt.



Man folgt einfach dem Wegweiser F.H. (Friesenberghaus), auch wenn der Berg (Und die Welt) dort zu Ende zu sein scheint. Der Weg zieht sich dann rechts herum nahezu senkrecht über einige Trittstufen den Hang hinauf. Möglichkeiten die Stöcke einzusetzen gab es hier eigentlich nicht und wenn ich dort hinunter gemusst hätte, vielen Dank. Hoch ging aber... Oben wurden wir dann mit Sonne und einem herrlichen Ausblick belohnt.



Dann kam noch einmal eine größere Passage mit grobem Blockwerk und kurz darau konnte man auch schon das Friesenberghaus sehen.



Am Friesenberghaus hat man dann zwischen den Wolken ab und zu die Bergstation des Gletscherbus II von Hintertux sehen können, der die Sommerskifahrer ans obere Ende der gefrorenen Wand bringt. Hätte das Wetter mitgespielt hätten wir diesen Anblick schon einen Tag früher, nach Überschreiten der Friesenbergscharte genießen können. Wir waren uns aber einig, dass diese Umgehung sinnvoll war und landschaftlich auch sehr reizvoll. Wir haben auch von niemandem gehört, der die Friesenbergscharte in diesen Tagen überschritten hätte. Wie man hörte, soll der Schnee sie unpassierbar gemacht haben.



Glücklich und Müde sind wir dann jedenfalls angekommen und haben uns das Majoranfleisch schmecken lassen. zum Nachtisch gab's sogar noch Apfelstrudel.

Das war dann unsere höchste Nacht bisher auf dem Weg von München nach Venedig mit einer Nächtigungshöhe von 2500 m.



Kurz vor dem Schlafengehen wurden wir dann noch mit einem herrlichen Bild für die Mühen des Tages entschädigt.



Strecke: 14 km
Anstieg: 1100 m
Abstieg: 500 m

Gwion

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